CC-Sport in schönstem Ambiente auf Gut Weiherhof

Bei herrlichem Altweibersommerwetter trug der SEC seine legendäre Meisterschaft auf dem traumhaften Gut Weiherhof in Radolfzell aus. Schon seit mehreren Jahren geniesst der SEC sowohl für Trainings im Frühjahr wie für das Clubchampionat im Herbst die Gastfreundschaft der Familie Vogg. Die ausgeschriebene Prüfung ist einzigartig und passt in keines der engen Korsetts der im helvetischen Reglement vorgesehenen offiziellen Prüfungen. Sie wurde vom ersten Präsidenten des Clubs, Dr. Alfred Schwarzenbach, erfunden und es wareine besondere Freude, dass er auch dieses Jahr als Richter mithalf. Die Grundidee war, dass mehrere Schwierigkeitsgrade in einer einzigen Rangliste vereinigt werden und dass die Anforderungen in den einzelnen Disziplinen gemischt werden können. Die seither nur leicht modifizierte Prüfung bietet vielleicht sogar weltweit die einzige Chance, mit einem B2-Greenhorn einen Viersterncrack zu schlagen. Ebenfalls beliebt ist die Möglichkeit, nur eine einzelne oder zwei der drei Disziplinen zu reiten. So kam es dieses Jahr dazu, dass der vor kurzem von Tryon zurückgekehrte Robin Godel dem im Besitz von Jean-Jacques Fünfschilling stehenden WM-Pferd Grandeur de Lully eine lockere Einsterngeländerunde zum Saisonabschluss gönnte und WM-Reiter Felix Vogg für die nach Dressur und Springen etwas gar arg schmerzgeplagte SEC-Präsidentin Doris Weidmann einsprang und ihren Vertigo lächelnd und problemlos über den Einsternkurs pilotierte.

Crossbau für die Queen
Der traditionelle Radolfzeller Coursedesigner, Parcoursbauer und Alt-Nationalcoach der Eidgenossen, Rüdiger Rau aus Altensteig, baute aber genaus so schön und sorgfältig, wie wenn die Queen ihren Besuch angesagt hätte. Mit einer Wagenladung Herbstblumen, einer zweiten mit Topfbäumchen und einem Anhänger voller Kürbisse und der Hilfe bewährter und fachkompetenter Geländebauer wie Beat Hinnen und Alois Leisibach, assistiert von Andy Dürst, der mit seiner halben Werkzeugkammer angereist war, zauberte das Team zwei vollständig unabhängige Geländestrecken für die etwa 35 Teilnehmer. Ein Luxus, wir wissen und schätzen es entsprechend. Der SEC freut sich aber auch über neue Mitglieder – der Schweizerpass ist keine Bedingung!

Flexible Dressurrichter
Nach einer kleinen Aufregung, weil die Richter mit Verwunderung feststellten, dass die erste Starterin etwas anderes ritt, als sie auf ihrem Dressurzettel vor sich liegen hatten (der Schreibende, offenbar bereits von Alzheimer oder einem seiner Kumpanen gezeichnet, hatte statt der ausgeschriebenen B2- fälschlicherweise B3-Programme ausgedruckt…), lösten die beiden Unparteiischen Ali Schwarzenbach und Hannes Wendt das Problem schnell und flexibel, indem sie aus dem Gesamteindruck der Vorführung und den Schlussnoten eine Gesamtnote gaben, wie es in Deutschland in vielen Basisprüfungen üblich ist. Und bei den ersten beiden Plätzen waren sich die beiden sogar völlig einig. Auf Stufe 2 konnten die Teilnehmer zwischen dem Ein- und dem Zweisternprogramm wählen. Auch dies eine gute Möglichkeit für erfahrenere Paare, eine etwas anspruchsvollere Aufgabe mit Seitengängen und versammelten Gangarten zu reiten. Dank dem neuen Wertungsmodus blieb die Ausgangslage nach der Dressur noch ziemlich offen.

Geduldige Springrichterin
Den Springparcours durften die Teilnehmer innerhalb der Zeitgrenzen ihrer Stufe vor oder nach der Dressur absolvieren. Das führte natürlich immer wieder zu längeren Pausen für Springrichterin Daniela Häring, die sie aber mit dem Austausch von Wissenswertem rund um den CC-Sport mit den Helfern und Umstehenden zu nutzen wusste. Rüdiger Rau hatte die beiden stufengerechten Parcours flüssig gebaut, sodass es einige schöne Runden mit wenig Handinterventionen zu sehen gab.

Kiesgrube statt Teich
Aufgrund akuten Wassermangels in den letzten Wochen war es nicht möglich, den grossen Weiherhof-Teich mit Wasser zu füllen, sodass er vom Crossbauer und Speaker Rüdiger Rau zur Kiesgrube umbenannt wurde. Der Boden war aber so gut, dass es rund um den Trockenteich trotzdem interessante Aufgaben und gute Bilder gab. Vier Reiterinnnen schafften es, auf Stufe 1 im verlangten Tempo von 480m/Min. ins Zielzu reiten: die nachmalige Siegerin Fabienne Weibel mit dem im Besitz von Jens Jacobs stehenden Albatros, Sina Casagrande mit dem von Jean-Jacques Fünfschilling zur Verfügung gestellten Starenvoi de Lully (5. Schlussrang), Esther Andres mit Insterkalla, einem Nachwuchspferd aus eigener Zucht (11.) und Steffi Köppel mit ihrem Eddy (14.). In der Stufe 2 gelang es nur zwei Reiterinnen, auf dem doch recht stark drehenden und auch etwas coupierten Kurs das geforderte Tempo von 520m/Min. einzuhalten. Beide Paare haben schon mehrfach gezeigt, dass sie den Schnellsten gehören im Gelände: Désirée Schmidt mit Game Boy (16.) auf Einstern- und das Vizeschweizermeisterpaar Steffi Mylius mit dem Peter Oehen gehörenden Camiro von Eichmatt (7.) auch schon auf Zweistern-Level.

Knapper Ausgang
Mit nur gerade 0.5 Punkten Vorsprung gewann schliesslich das B2-Paar Fabienne Weibel mit Albatros, der nach ein paar Zwischenstationen erst anfangs dieses Jahres zu ihr gekommen ist und bei der fast immer strahlenden Fabienne in guten Händen zu sein scheint, vor Dressurqueen Esther Andres mit Laurus Nobilis, die sich im schnelleren Gelände der Stufe 2 fünf Sekunden Zeitüberschreitung leistete – gerade zwei zuviel für den Sieg. Aber es passt durchaus zu unserem Spezialmodus, wenn wieder einmal die 'Kleinen' die 'Grossen' schlagen. Und so todernst wird an diesen Clubmeisterschaften eh nicht um den Sieg gekämpft. Einige Paare wie Tamara Acklin und Nobstar de Lully packten die Chance, ein neues Pferd erstmals vorzustellen. Die erst seit wenigen Wochen in ihrem Beritt stehende, ebenfalls von Jean-Jacques Fünfschilling zur Verfügung gestellte Stute machte dabei vor allem im Springen und im Gelände bereits einen ausgezeichneten Eindruck. Mit ihrer geschmeidigen Stute Caltra Western Beauty hingegen war die Einsternprüfung wie für Heinz Scheller mit Romeo eine Trainingsrunde vor der internationalen Prüfung in Montelibretti am kommenden Wochenende. Und für WM-Crack Grandeur de Lully war es eine Erholungsrunde, ein 'walk in the park' nach dem anspruchsvollen Viersternekurs in Tryon.

Dank
Es bleibt zu danken: der Familie Vogg für die Gastfreundschaft, die tolle Infrastruktur und das herzliche Ambiente auf ihrem Gut, Rüdiger Rau und dem ganzen Crossbau-Team für die wunderschönen Geländestrecken, den flexiblen Dressur- und Springrichtern, der spontan eingesprungenen Schreiberin Sophie, dem Informatik-Champion Andy für die blitzschnelle Auswertung, dem Team Schmidt und Michael Arnold (www.miarfoto.ch) für die brillanten Aufnahmen und – last, but not least – den Züchtern und Pferdebesitzern, die mithelfen, unseren Nachwuchs beritten zu machen für die 'Krone der Reiterei'.